FTX-Pleite: Das Scheitern des moralischen Kapitalismus

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Georg Steiner
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Sam Bankman-Fried galt einst als neuer J.P. Morgan. Jetzt, nach der Pleite seiner Kryptobörse FTX steht er vor den Trümmern seines moralisch aufgeladenen Geschäftsmodells. Dies beweist einmal mehr, dass Ethik im Wirtschaftsleben kein Selbstzweck sein kann.

Pleite

Vor Jahren scheiterte man in Wien bei der Gründung einer Bank für Gemeinwohl. Die Betreiber, eine Genossenschaft, schafften es damals nicht mal eine Konzession als Zahlungsinstitut zu erhalten. Weder das nötige Startkapital noch das Geld für den Lizenzprozess bei der Finanzmarktaufsicht konnte aufgetrieben werden.

Zwei Drittel des zuvor eingesammelten Gesellschaftskapitals gingen verloren, die Betreiber gaben auf. Damit war der Traum der mehr als 6.000 Genossenschafter, eine neue Bank als Antwort auf die Finanzkrise zu gründen, endgültig gescheitert.

Der Sonne zu nahegekommen

Dieses Beispiel erinnert ein wenig an die hochfliegenden Pläne von Sam Bankman-Fried. Er wollte auf herkömmliche Weise Geld verdienen, das er in Folge der Gesellschaft zur Verfügung stellen wollte. Er stilisierte sich als Wohltäter und scheiterte grandios. Dieses „Geschäftsmodell“ zieht noch immer die Massen an, auch wenn längst erwiesen ist, dass sozialistische Träumereien in der Wirklichkeit nicht funktionieren.

Trotzdem lassen sich davon immer noch viele Menschen beeindrucken und stehen am Ende ohne ihre Investition da. Der Gründer von FTX wollte sich laut Medienberichten nach dem Zusammenbruch seiner Kryptobörse mit dem Privatjet nach Argentinien absetzen. FTX brach zusammen, nachdem das Unternehmen zunächst Geld in eine andere Firma von Bankman-Fried verschieben wollte.

Sein Freund und Mentor zog die Notbremse

Der Übernahmeversuch von Binance scheiterte, nachdem der Branchenführer, die Zahlen genauer unter die Lupe genommen hatte. Dieser Rückzug ist umso pikanter, als dass der Binance-CEO als Mentor und Freund von Bankman-Fried galt. Jetzt liegt das ehemalige Krypto-Imperium, das seinen Gründer zu einem Superreichen gemacht hatte, in Trümmern.

Justizministerium und Börsenaufsicht untersuchen die Vorwürfe gegen den CEO der Kryptobörse. Damit endet die Ära eines weiteren Tech-Milliardärs, dem es offenbar lange Zeit gelang, viele zu blenden. Er stilisierte sich zum bescheidenen Philanthropen, der immer das Gemeinwohl in den Mittelpunkt seiner Interessen rücken wollte.

Der neue Geschäftsführer von FTX führte in seinem ersten Bericht aus, dass er noch nie solch ein Management-Versagen gesehen habe. Er erfahrene Sanierer sprach von einer beispiellosen Situation. die Kontrolle von FTX sei in den Händen einer Gruppe unerfahrener und naiver Personen gelegen. Sein Befund beweist einmal mehr, dass Ideologie Professionalität nicht ersetzen kann. 

Image allein reicht nicht für substanziellen Erfolg

Der Zusammenbruch von FTX zeigt, wie schnell sich die Finanzelite durch ein wohlüberlegtes Image blenden lässt. Schließlich wollen viele Unternehmen als ethisch und fortschrittlich wahrgenommen werden, dabei lassen sie offenbar schnell jene Sicherheitsmechanismen außer Acht, die sie sonst vor solchen Investitionen warnen würden.

Noch immer gilt die sogenannte „Sharing-Economy“ als ein Geschäftsmodell der Zukunft, obwohl selbst die größten Anbieter kaum Gewinne erwirtschaften. Leichtgläubigkeit herrscht dann vor, wenn man das präsentiert bekommt, was man sich insgeheim wünscht. Sam Bankman-Fried ist es lange Zeit gelungen, ganze Heerscharen von Prominenten von sich und seiner Geschäftsphilosophie zu überzeugen. Jetzt folgte die kalte Dusche.

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