Javier Mileis Vorbild kommt aus Polen
Die wirtschaftliche Situation vor Übernahme der Präsidentschaft von Javier Milei erinnerte fatal an jene Polens zu Beginn der 1990er Jahre. Auch damals schaffte ein radikaler Reformer den Umschwung. Sein Name war Leszek Balcerowicz.

Nach dem Fall der Mauer wurde Polen wieder unabhängig und frei. Doch das Land lag wirtschaftlich in Trümmern. Der sogenannte Balcerowicz-Plan formte aus einem Nachzügler ein mittlerweile wirtschaftlich florierenden Staat. Dieser hat längst zum Westen aufgeschlossen und beeindruckt mit hohem Wachstum.
Blitzstart nach dem Fall der Mauer
Alles begann kurz nach der Wiedererlangung der Freiheit 1990. Eine radikale Reformagenda, die heute als Balcerowicz-Plan bekannt ist, sollte Polen wieder auf die wirtschaftliche Überholspur bringen.
Die Ausgangssituation war brutal. Polen kämpfte mit einer Hyperinflation von 600 Prozent, der Staat war überschuldet und die wirtschaftliche Leistung schwach. Doch diese Zeiten hat das Land längst hinter sich gelassen. Das zeigte sich bereits nach der Weltfinanzkrise im Jahr 2008. Während die Staaten Europas eine Rezession erlebten, konnte Polen diese abwenden.
Die Bevölkerung erkannte die Notwendigkeit
Den Grund für diesen Aufstieg sehen Experten in den radikalen Reformen der 1990er Jahre. Den Erfolg des einschneidenden Umbaus der polnischen Wirtschaft sieht man heute im Tempo und in dessen Breite. Ein Team von rund 20 Personen rund um den Ökonomen Leszek Balcerowicz kämpft nicht nur an vielen Fronten gleichzeitig, sondern konnte auch auf breite gesellschaftliche Unterstützung setzen. Die Bevölkerung trug die einschneidenden Schnitte mit. In nur vier Wochen legte der Reformer ein Paket vor, das aus zehn Gesetzen bestand.
Diese sollten die Hyperinflation bekämpfen und die Wirtschaft umfassenden liberalisieren und damit die bestehenden Monopole abschaffen. Man gab den Außenhandel ebenso wie die Preise frei. Das führte zu einem raschen Anstieg des Konsumgüterangebots und belebte die Privatwirtschaft.
Zeitfenster genutzt
Der Wirtschaftsprofessor Leszek Balcerowicz war als Finanzminister und Vizeministerpräsident die treibende Kraft hinter diesem Umbau, dessen Nachwirkungen bis heute zu spüren sind. Ihm kam zugute, dass die Solidarność-Bewegung, die zur politisch bestimmenden Kraft aufstieg, kein Wirtschaftsprogramm vorweisen konnte.
Der Erfolg war auch darauf zurückzuführen, dass Balcerowicz nicht nur ein politisches Mandat erhielt, sondern mit seinem gesamten Team antreten durfte. Er wurde für die gesamte Wirtschaftspolitik der Regierung zuständig und nutzte das kleine Zeitfenster, um seine Reformen durchzubringen.
Freiheitskämpfer gegen Staats-gläubige Kräfte
Diese trieb er in seiner zweiten Ära ab 1997 weiter voran und sorgte für weitere Privatisierungen. Ab 2001 stieg er zum Präsident der polnischen Nationalbank auf und kämpfte gegen die Niedrigzinspolitik, der er bis heute als Gefahr für die Wirtschaft sieht. Er selbst sieht sich auch als Freiheitskämpfer, der gegen staatgläubige Kräfte in der Gesellschaft auftritt. Seine Vorbilder gleichen jenen von Argentiniens Präsident Javier Milei. Er gilt als Anhänger von Ludwig von Mises und Friedrich August von Hayek. Die Aushängeschilder der Österreichischen Schule der Nationalökonomie gelten auch als „geistige Väter“ von Kryptowährungen. Nicht nur Bitcoin, sondern auch neue Coins wie 99 Bitcoins setzen auf die Kräfte freier Märkte.
Das Beispiel Polens zeigt, dass radikale Reformen möglich sind und zum Erfolg führen können. Javier Milei ist aktuell mit den gleichen Problemen konfrontiert, wie einst sein polnischer Vorstreiter. Wenn es ihm gelingt seine Bevölkerung von seiner Schocktherapie zu überzeugen, dann könnte Argentinien wieder jenes blühende Land werden, das es einst war.






